Montag, 26. Januar 2015

Pro Bowl: Team Irvin gewinnt Duell in der Wüste

Es gibt definitiv schlimmere Arbeitsplätze auf der Welt.
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Das absolute Highlight meines US Trips 2015 bisher war der gestrige Pro Bowl, das All-Star-Game der NFL. Von 12 Uhr mittags bis 3 Uhr nachts war ich mit dem Spaß beschäftigt. Auch wenn sonst kaum einen in der Welt das Ergebnis und das Spiel an sich interessiert so war es trotzdem eine tolle Erfahrung für mich und ein weiterer Punkt, den ich auf meiner Bucketlist streichen kann. Andrew Luck bekam von mir eine Tafel Kinder Schokolade geschenkt, als Dankeschön für den Fantasy-Sieg, den er mir eingebracht hatte. Nach dem Spiel konnte ich Indy Kicker Adam Vinatieri, Saints Tight End Jimmy Graham & Cowboys Head Coach Jason Garrett interviewen (siehe unten). Wenn der Pro Bowl nur Pillepalle im Vergleich zum Super Bowl ist, dann will ich gar nicht erst wissen, was da alles im Stadion abgeht. Vielleicht erfahre ich es ja im nächsten Jahr...

Dieser Artikel erschien am 26.01.2015 auf football-aktuell.de:

Mit 32:28 sicherte sich Team Irvin im Pro Bowl 2015 den Prestige-Sieg über Team Carter. Vor ausverkaufter Kulisse von 63.225 Zuschauern, was für Pro-Bowl-Verhältnisse keine Selbstverständlichkeit darstellt, zeigten die NFL Stars ein munteres Rauf-und-Runter. Zum Offensive Game MVP wurde Quarterback Matthew Stafford gewählt, der für Team Irvin 316 Passing Yards erzielte und 2TDs/1INT warf. Defensive MVP wurde J.J. Watt von Team Carter, der dem Spiel seinen Stempel aufdrückte, diesmal in Form einer Interception kurz vor der Goalline und einer Fumble Recovery. Mit der Performance setzte der Defensive End der Houston Texans eine letzte Duftmarke vor der Wahl des Saison-MVPs am Samstag bei der “NFL Honors“ Award Show. 

Catherine, WE MADE IT TO THE PRO BOWL!
Bis in die Schlussminuten blieb der diesjährige Pro Bowl spannend. Quarterback Matt Ryan drehte für Team Irvin ab Ende des dritten Viertels mit zwei Touchdown-Pässen auf Emmanuel Sanders und Jimmy Graham einen 9-Punkte-Rückstand in eine 4-Punkte-Führung. Erst 46 Sekunden vor Ende fiel die endgültige Entscheidung, als vier unvollständige Pässe von Andy Dalton den potenziellen Game-Winning-Drive von Team Carter 19 Yards vor der Endzone beendete. 

Machen wir uns nichts vor, der Pro Bowl ist eine reine Spaßveranstaltung. Im Laufe des Spiels gab es trotzdem einige erinnerungswürdige Spielzüge. Ende des ersten Viertels bediente Andrew Luck seinen Colts-Mitspieler T.Y. „The Ghost“ Hilton, gedeckt von Indys CB Vontae Davis. Giants WR Odell Beckham Jr. verwandelte sich Mitte des zweiten Viertels zum Tiefflieger und fing auf einer Post-Route eine 48-Yard-Bombe von Stafford. Jimmy Graham bejubelte zwei seiner Touchdowns per Dunking über den Goalpost - ohne direkt per gelber Flagge wegen unsportlichen Verhaltens bestraft zu werden. 

Der Pro Bowl als Versuchslabor

Von All-Star-Games ist man eine Menge Show gewohnt, doch die NFL hatte es mit dem Experimentieren in der Wüste von Arizona ein klein wenig übertrieben. Sicher, der Pro Bowl Draft im Biltmore Hotel war unterhaltsam. Viele Fans kennen die Spannung und den Spaßfaktor der Draft Night vom Fantasy Football und genau in diese Kerbe versucht die NFL seit 2014 zu schlagen. Sogar der Pro Bowl Slogan lautete „Fantasy Football in real life“. 

Viel interessanter als das Spiel an sich war letztendlich die Umsetzung von verschiedenen Regelanpassungen, um das Verletzungsrisiko zu senken und das Spiel zu beschleunigen. Two-Minute-Warnings auch im ersten und dritten Viertel, sowie je zwei Timeouts pro Viertel werden eher die Werbebucher von ESPN, dem übertragenden US-Sender, gefreut haben. 


Vor dem Spiel gehört Tailgating dazu.
Die spannendsten Änderungen betrafen das Kicking Game. So wurden die Goalposts in der Breite von 18.6 ft (5,67m) auf 14 ft (4,27m) verringert, was die Pro Bowl Kicker mehr fordern sollte. Zudem wurde der PAT von der 2 an die 17-Yard-Linie nach hinten gesetzt, was brutto einer 35-Yard Entfernung beim Extrapunktversuch entsprach - durch ein 25% schmaleren Goalpost wohlgemerkt. „Wir reden hier über die besten Kicker der Liga, darum wird der PAT etwas nach hinten verlegt. Diese Jungs sind fast fehlerfrei in der regulären Saison.“, sagte NFL Executive Vize-Präsident Troy Vincent. „So können wir mal testen, zu was die Kicker in der Lage sind.“ Adam Vinatieri verwandelte in der regulären Saison 2014 alle 50 PAT-Versuche und 30/31 Field Goals (98,7%) für die Indianapolis Colts. 

Im Pro Bowl hatte „Mr. Zuverlässig“ auf Seiten von Team Irvin so seine Problemchen mit den veränderten Bedingungen: nur 2/4 Extrapunkte und 2/3 Field Goals konnte er versenken (57,1% Trefferquote). Drei Minuten vor Spielende hatte Vinatieri beim Stand von 31:28 den sicheren Sieg auf dem Fuß. Hätte er den Extrapunkt nicht gemacht, dann wäre Team Carter mit drei Punkten Rückstand und drei Minuten zu spielen in einer aussichtsreichen Ausgangssituation in einen Game-Winning-Drive, oder zumindest Game-Tying Drive gestartet. Der Konjunktiv impliziert bereits, dass es nicht soweit kam. Vinatieri versenkte den so wichtigen Extrapunktversuch und ersparte sich ein Spießrutenlaufen entlang der Team-Kollegen. 

Die gravierendste Regeländerung im Pro Bowl 2015: KEINE KICKOFFS! Stattdessen wurde der Ball immer automatisch zu Beginn eines Viertels oder nach erzielten Punkten an der 25-Yard-Linie gespottet. Hoffentlich wird das nie zur Norm in einem regulären NFL-Game. Dann könnten wir auch gleich Flag Football spielen.

Meine drei kurzen Postgame Interviews im Locker Room:





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