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Freitag, 8. Januar 2016

Am 19. Januar Tickets sichern für London 2016

© twitter.com/NFLUK
Im Januar werfen bereits die nächsten London Spiele der NFL im Oktober 2016 ihre Schatten voraus: Drei Spiele. Ein neues Stadion. Drei neue Teams.

So ein Football-Livespiel am Sonntagabend auf ProSieben Maxx ist eine schicke Sache. Doch warum zuhause auf der Couch herumlungern, wenn das Stadion nur zwei Flugstunden von Deutschland entfernt ist? Im Oktober finden wieder drei NFL Spiele in London statt.

Warum also nicht einfach ein Ticket kaufen oder noch besser, bis zu acht Tickets und dann gemeinsam mit den besten Freunden ab auf die Insel zu einem unterhaltsamen Wochenend-Trip?

Eventuell findet ein viertes internationales Spiel in einem weiteren Land statt. Doch die Chancen für eine Partie hierzulande sind in diesem Jahr eher gering. Laut NFL Networks’ Albert Breer tendiert die NFL wohl zu einem Spiel in Mexiko City. Spätestens 2017 dürfte die große Stunde von Berlin oder Frankfurt schlagen.

Im Januar sollten sich Football-Fans Dienstag den 19. Januar rot im Kalender markieren: Um 11:00 Uhr deutscher Zeit startet auf Ticketmaster der Vorverkauf der drei Einzelspiele. Im Dezember 2015 konnten NFL UK Saisonkartenbesitzer bereits ihre Tickets aus dem Vorjahr erneuern für die anstehenden drei internationalen Spiele 2016:

Woche 4: Sonntag, 2. Oktober 
Jacksonville Jaguars - Indianapolis Colts (Wembley Stadium)
Woche 7: Sonntag, 23. Oktober
St. Louis Rams - New York Giants (Twickenham Stadium)
Woche 8: Sonntag, 30. Oktober
Cincinnati Bengals - Washington Redskins (Wembley Stadium)

Aus deutscher Sicht haben die beiden Matchups der Giants und Colts einen ganz besonderen Reiz mit dem Weinheimer DE Markus Kuhn und dem Berliner LB Björn Werner. Besonders im Fokus steht sicherlich auch der wiedergenesene Colts QB Andrew Luck, der seine Kindheit teilweise in Frankfurt, Düsseldorf und London verbrachte, wo Vater Oliver in den 90er Jahren als General Manager von Frankfurt Galaxy, Rhein Fire und später der NFL Europe die Zügel in der Hand hielt.

Andrew Luck grinste bei der Bekanntgabe voller Vorfreude über beide Backen: „Das wird großartig! Ich wuchs in London auf. Mein Bruder wurde dort geboren. Die Stadt ist tief in unseren Herzen verwurzelt.“ Colts Punter Pat McAfee kann es ebenfalls nicht erwarten. Er möchte ein Foto mit der Queen und hat sie bereits auf Myspace geadded. Nun müssen sich nur noch die jüngeren Colts Spieler einen Reisepass besorgen, sonst wird das nichts mit dem Flug über den großen Teich. Da hat man es aus Deutschland schon deutlich einfacher. Innerhalb Europas genügt ein Personalausweis zur Einreise.

Kaum erwarten kann Johnny Schmuck, Sportdirektor der Berlin Adler, dessen Familie aus Virginia stammt, den 30. Oktober: „Für jeden Redskins Fan ist das ein absoluter Pflichttermin! Ich bin gespannt auf die "Hail To The Redskins" Hymne in Wembley. Wann sieht man schon mal sein Team in Europa?“ Das letzte Mal im August 1992, um genau zu sein. Der damalige Super Bowl XXVI Champ gastierte während der Pre-Season im altehrwürdigen Wembley Stadion zum „American Bowl“, einem Freundschaftsspiel gegen die San Francisco 49ers.

Cincinnati ist ein weiterer London Debütant. „Wir sind stolz, Teil der NFL Initiative zu sein, unser Spiel in Übersee voran zu bringen“, sagte Bengals President Mike Brown. „Wir wissen, dass wir Fans in Großbritannien haben. Sie werden unser Team anfeuern, gemeinsam mit unseren US Fans, die zu dem Spiel nach Europa reisen.“

Laut Alistair Kirkwood, Managing Director der NFL Büros in London, stammen 89 bis 90 Prozent der Wembley Besucher aus UK, 5 Prozent aus Amerika und 5 bis 6 Prozent aus dem Rest Europas: „Deutschland ist da eindeutig das Herkunftsland Nummer Eins, gefolgt von Dänemark und Frankreich.“ Wer hätte das gedacht?

Schon zum vierten Mal in Folge werden die Jacksonville Jaguars ins Vereinigte Königreich zurück kehren. Mittlerweile gibt es sogar einen von der NFL initiierten Fan-Club in England namens „Union Jax“. Noch bis 2020 wird Jacksonville der International Series in London treu bleiben. In der kommenden Saison tragen die Raubkatzen ein Division-Duell gegen Indianapolis aus. Im übrigen sind die Schmusekätzchen-Zeiten in Jacksonville vorbei. In Woche 14 der aktuellen Saison servierten Blake Bortles & Co. die Hufeisen mit 51:16 ab. Falls Luck über den Sommer wieder fit wird und die Jaguars sich weiter positiv entwickeln dürfte den 80.000 Fans im Wembley Stadion ein Offensivfeuerwerk geboten werden.

Neben Wembley wird erstmalig im Twickenham Stadium das braune Lederei gekickt. Vergangenen Oktober fand hier noch das Rugby WM-Finale zwischen Neuseeland und Australien statt. Die NFL vereinbarte eine Partnerschaft mit der Rugby Football Union (RFU), wodurch mindestens drei NFL Spiele in den nächsten drei Jahren im Twickenham Stadion ausgetragen werden. Zudem besteht im gleichen Zeitraum die Option auf zwei zusätzliche Football-Spiele im Rugby Tempel im Westen Londons. Die St. Louis Rams werden hier als Heimteam auflaufen. Zuletzt gingen sie 2012 in Wembley mit 7:45 gegen die New England Patriots unter. Reisen sie diesmal vielleicht als Los Angeles Rams an?

Zum ersten Mal in den 2000er Jahren werden die Colts, Redskins und Bengals in der englischen Hauptstadt auflaufen. Ende 2016 werden 23 der 32 NFL Teams (fast 75 Prozent) in London gespielt haben. Nur die Anhänger der Browns, Packers, Ravens, Eagles, Seahawks, Texans und Titans müssen sich weiterhin gedulden. Für jeden wahren NFL Fan gehört eine "Pilgerfahrt" nach London eigentlich zum Pflichtprogramm. Wo sonst trifft man auf der Straße einfach mal so Darrelle Revis oder andere Football-Stars? Solltet ihr den Vorverkauf auf Ticketmaster verpasst haben, dann gibt es immer noch die Notlösungen Viagogo oder eBay. "3, 2, 1... meins!"
Dieser Artikel erschien am 7. Januar 2016 im HUDDLE Magazin 01/2016.

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Freitag, 6. November 2015

American Football auf dem Vormarsch im TV

Frank Buschmann und Roman Motzkus kommentieren diesen Sonntag ab 18:55 Uhr das Spitzenspiel Green Bay Packers gegen Carolina Panthers. Foto: ProSieben MAXX / Stefan Hobmaier
Mit dem Spruch „Are you ready for some Football?!“ peitschte Stadionsprecher Roman Motzkus jahrelang die American Football Fans bei Heimspielen der Berlin Adler im Friedrich-Ludwig-Jahn-Stadion an. Seit September hat Motzkus ein neues Betätigungsfeld für sich entdeckt. Auf ProSieben MAXX erklärt der 46-jährige Berliner unter anderem an der Seite von Frank Buschmann die Feinheiten des „Rasenschach“, wie die US-Sportart auf Grund der taktischen Finessen auch manchmal umschrieben wird. 

„Ich habe schon immer gern über Football geredet und jetzt darf ich es sogar noch öffentlich machen. Das ist für mich eine große Ehre“, sagt Motzkus zu seinem neuen Nebenjob am Wochenende.

Der Sonntagabend ist im deutschen Fernsehen nicht länger nur dem Tatort im Ersten vorbehalten. Der Spartensender Pro Sieben MAXX mausert sich derzeit zu einem festen Ankerpunkt für die männliche Klientel mit wöchentlichen Football-Live-Übertragungen. Bis zu 400.000 Zuschauer schalten ein, um krachende Hits und atemberaubende Touchdowns zu bestaunen. Dem kleinen Sender beschert die exotische Sportart mitunter hervorragende Quoten von bis zu 8,3 Prozent Marktanteil bei den werberelevanten 14- bis 49 Jährigen. Vergangene Woche erstreckte sich die „ran NFL“ Liveberichterstattung im TV mit drei aufeinanderfolgenden Spielen zum zweiten Mal auf über zehn Stunden am Stück.

ProSieben MAXX-Senderchef René Carl: „Die NFL-Übertragungen sind für ProSieben MAXX jetzt schon ein phantastischer Erfolg. Und wöchentlich gewinnen wir neue Football-Fans hinzu – anscheinend haben wir den Nerv der Zielgruppe getroffen und bieten für immer mehr Zuschauer eine echte Alternative zu den Spielfilmen am Sonntagabend.“

Im August setzte sich Motzkus bei einem Experten-Casting gegen mehrere Kandidaten durch. Sein großer Vorteil: er weiß wovon er spricht, denn er stand selbst als Spieler auf dem Feld. Und das recht erfolgreich. Dreimaliger Deutscher Meister mit Berlin Adler (1989-1991). Als Passempfänger krallte sich Motzkus von 1989 bis 1997 insgesamt 102 Touchdowns, ist damit der Bester Scorer aller Zeiten der Hauptstadtfootballer. „Das Jubeln ist natürlich der schönste Teil an dem Sport. Ich weiß aber aus eigener Erfahrung, das tut auf dem Feld auch manchmal ganz schön weh.“

Vergleichbar „mit einem Autounfall“ umschreibt der Berliner NFL-Spieler Björn Werner die körperlichen Strapazen eines Profi-Footballers Woche für Woche. Werners Indianapolis Colts haben an diesem Sonntag die Ehre ihren ehemaligen Spielmacher Peyton Manning mit den Denver Broncos zu empfangen. ProSieben MAXX überträgt die Partie ab 22:25 Uhr live (online auch im kostenlosen Livestream auf ran.de). Vor der Saison noch als Super Bowl Favorit gehandelt, finden sich die Colts nach zwei Niederlagen in Serie mit einer 3-5-Negativbilanz am Boden der Tatsachen wieder. Denver (7-0) hingegen zählt zur Saisonhalbzeit zu einem von vier verbliebenen ungeschlagenen Teams.

Für den 25-jährigen Werner in Reihen der Colts ebenfalls keine leichte Saison. Nur sechs der bisherigen acht Spiele konnte er absolvieren, kein einziges davon in der Startformation wie noch im letzten Jahr. Es mangelt Werner weiterhin an Konstanz und dem nötigen Vertrauen der Coaches. Zu Beginn der Saison galt er als der Held im spielentscheidenen Defensivstand gegen die Tennessee Titans. Nur wenige Yards vor der Endzone vereitelte er einen sicheren Touchdown. Damals der erste Colts-Sieg im dritten Spiel. Doch im Schnitt steht Werner bei weniger als 25% der Defensivspielzüge auf dem Feld. Immerhin kann er sich öfter in den Special Teams beim Kickoff und Punt im Tackling beweisen.

„Ich will den Coaches zeigen, dass ich da raus gehen und dem Team helfen kann. Aber am Ende des Tages bin ich ein Teamplayer und werde nicht anfangen irgendwie rumzumeckern. Ich bleibe positiv!“

Keinen Grund zum Meckern hat die Sendergruppe ProSiebenSat1 mit insgesamt 50 NFL Live-Spielen in dieser Saison im Programm. Zum Höhepunkt, Super Bowl 50 in San Francisco am 7. Februar 2016 live in SAT.1, sind nach Mitternacht deutscher Zeit längst bis zu 2 Millionen Zuschauer denkbar.

Ebenso wie Werner hat auch Roman Motzkus eine Außenseiterchance beim Super Bowl live dabei zu sein: „Wir haben viele gute Kommentatoren bei ‚ran‘. Ich bin noch nicht hundertprozentig da, wo ich gern hin möchte. Im ersten Jahr geht es für mich darum, besser zu werden.“

Auch in den kommenden beiden Spielzeiten verfügt ProSiebenSat.1 über die NFL-Übertragungsrechte. Bei den aktuellen Zuschauerzahlen sollte die Erfolgsgeschichte bis 2018 fortgeschrieben werden.

Dieser Artikel erschien am 06.11.2015 auf www.football-aktuell.de 

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Samstag, 24. Januar 2015

Die große Blase vor Super Bowl XLIX: Deflategate

Bis zum Kickoff von Super Bowl 49 in Phoenix ist es noch eine Woche. Genug Zeit totzuschlagen also. Der Media Day mit den beiden Teams findet auch erst am kommenden Dienstag statt. Was macht man also beispielsweise im Sommerloch, wenn es nichts Nennenswertes zu berichten gibt? Man stürzt sich auf Belanglosigkeiten und kreiert daraus die tollsten Stories. Ich sage nur Problembär Bruno...

Vor dem Matchup Patriots gegen Seahawks berichten die Medien zur Zeit 24/7 vom Skandalthema Deflategate. Im AFC Championship Game Patriots-Colts sollen 11 von 12 New-England-Bällen nicht regelkonform aufgepumpt gewesen sein. Der Druck sei unter der Mindestnorm gewesen, dadurch waren die Bälle zu leicht, aber bei den regennassen Bedingungen auch einfacher zu greifen. Seit einer Woche diskutiert nun Football-Amerika, wie man den Darth-Vader-Coach Bill Belichick und seine Storm Trooper bestrafen müsste.

Einzig die Spieler interessiert es nicht die Bohne. Colts Linebacker Björn Werner meinte zu mir in einem Skype-Interview, welches am kommenden Montag in der Berliner Morgenpost abgedruckt wird:

"Ach, gar nicht. Wir waren in dem Moment schon alle aus dem Locker Room draussen, als das dann irgendwann mal im Fernsehen aufkam. Wir hatten eine Klatsche bekommen und das hat nichts mit den Bällen zu tun, das ist egal. Die NFL wird jetzt wahrscheinlich den Patriots eine Strafe aufbrummen und das war es dann auch."

Colts Quarterback Andrew Luck sorgte am Mittwoch beim Pro Bowl Draft für den Lacher des Abends  als er auf die Frage nach seinem Befinden nach der 45:7-Niederlage im AFC-Finale antwortete:

"It's sort of, the energy is sort of sucked out of you. You do feel deflated."

Da war es wieder, das böse D-Wort... Viel Luft also, und nichts dahinter.

Als ich am Freitagvormittag mit dem Auto aus Downtown Phoenix zurück nach Avondale kam, sah ich am Himmel 5-6 Riesenluftballons, u.a. ein Kaktus aber auch ein Football. Ich dachte sofort "Deflate-Gate"!!! Wie im Film Twister verfolgte ich die Ballons, um dann bei der Landung die iPhone-Bilder zu machen, welche in dem oben eingebundenen Flipagram zu sehen sind. Die Hintergrundmusik stammt übrigens aus dem Pixar-3D-Film "Oben / Up", ausgezeichnet mit zwei Oscars 2010 (Bester Animationsfilm, Beste Filmmusik). Ich liebe das Stück "Married Life" von Michael Giacchino vom Anfang des Films, welches im Flipagram angespielt wird.

Apropos Skandal. Die NFL lieferte in den vergangenen 2-3 Jahren genügend Eskapaden (Spygate, Bountygate, mehrfache Gewalt-Exzesse von Spielern). Meine Inspirationsquelle Jürgen Kalwa produzierte damals zum Ray-Rice-Fall in der FAZ zwei extrem lesenswerte Artikel:
Verprügelte Frau, gezüchtigtes Kind (14.09.2014)
"Mach' ja nicht den Mund auf" (22.10.2014)

All dies ist nichts vom Ausmaß her, wie die Mutter aller NFL-Skandale: NIPPLEGATE! Selbst in meiner Magisterarbeit "Globalisierungsaspekte der amerikanischen Sportarten" fand Nipplegate, die entblößte Brust von Janet Jackson in der Super Bowl Halbzeitshow 2004, kurz Erwähnung. Geschadet hatte es der Einschaltquote und den Berichten am Folgetag sicherlich nicht. Der übertragende Fernsehsender CBS musste damals nach dem Urteil der Federal Communications Commission 550.000 US Dollar Strafe zahlen. Super Bowl Übertragungen finden seitdem auch nur mehr zeitversetzt statt, damit die Regie im Notfall reagieren kann.

Gate-Gate-Gate und kein Ende in Sicht... Als alter Amerikanistik-Student möchte ich natürlich auch kulturell wertvolle Inhalte unter das Volk streuen. Wer ihn noch nicht gesehen haben sollte, dem möchte ich "Die Unbestechlichen / All The President's Men" (1976) ans Herz legen, die preisgekrönte Verfilmung des Watergate-Skandals. Dustin Hoffmann und Robert Redford in Bestform als Carl Bernstein und Bob Woodward von der Washington Post:


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Freitag, 16. Januar 2015

Deutschlands Football-Nacht des Jahres

Im Gillette Stadium in Foxborough wird das AFC Championship Game ausgetragen. Klarer Heimvorteil: Patriots. Copyright: instagram.com/patriots
Wenn sich Sonntagnacht im AFC Championship Game OT Sebastian Vollmer mit den New England Patriots und OLB Björn Werner von den Indianapolis Colts gegenüberstehen, dann besteht bereits vor Spielbeginn Grund zur Freude. Zum vierten Mal in der Geschichte wird ein Deutscher im NFL Endspiel vertreten sein. Nach Kicker Uwe von Schamann 1983 und 1985 mit den Miami Dolphins, Vollmer 2012 mit den Patriots gegen die New York Giants, klappt es vielleicht beim vierten Anlauf mit einem deutschen Triumph im größten Einzelsportevent der Welt.

Doch ein Schritt nach dem anderen. Erst einmal wird an diesem Wochenende südlich von Boston im Gillette Stadium das Halbfinale ausgespielt. Der Berliner „Bär“ Werner nimmt zusätzlich etwas Luft aus der aufgebauschten Medienblase: „Das Spiel lautet Colts gegen Patriots, nicht Werner gegen Vollmer.“ Auf dem Papier sind die Patriots selbstverständlich haushoher Favorit. Mit der Außenseiterrolle haben sich die jungen wilden aus Indy bereits abgefunden.

„Die Meinung der so genannten Experten interessiert uns nicht“, meinte Björn Werner gegenüber Heiko Oldörp von der dpa. „Wir glauben fest daran, dass wir den Super Bowl gewinnen können. Wenn Du nicht daran glaubst, brauchst du gar nicht erst anzutreten.“

In der Divisional Round setzten sich die Colts als einziges Auswärtsteam durch und beendeten mit dem 24:13-Sieg zeitgleich die John-Fox-Ära in Denver. Bereits im Vorfeld der Playoffs war klar, dass der Weg der Fohlen nach Arizona ein steiniger wird. In der Wildcard-Runde noch mit einem Heimspiel gesegnet, durfte man gegen die Cincinnati Bengals Selbstvertrauen tanken. In Denver nahmen Andrew Luck & Co. die erste große Hürde mit den Broncos, nur um nun in New England vor einem scheinbar unüberwindbaren Hindernis zu stehen.

In der regulären Saison führten die Patriots die Colts vor deren heimischen Fans regelrecht vor mit 22 Punkten Unterschied. Trainerfuchs Bill Belichick setzte alle Karten auf das Laufspiel und einen bis dahin eher unbekannten RB namens Jonas Gray. Der Ballträger erlebte in Woche 11 seine Sternstunde mit vier Rushing Touchdowns in Indianapolis - Mehr Lauf-Touchdowns als alle weiteren Running Backs zusammen an diesem ungewöhnlichen NFL-Spieltag!

Vorteil New England: Vielseitigkeit im Angriff

Mitten in der Saison stieß RB LeGarrette Blount aus Pittsburgh zurück zum Team. Mit Shane Vereen, Jonas Gray, Brandon Boden und James White haben die Pats ein Ballträger-Quintett beisammen, dass sich perfekt ergänzt und schwer auszurechnen ist. Vor allem im eisigen und matschigen Januar in New England ist ein verlässliches Laufspiel enorm von Bedeutung. Das jederzeit Tom Brady - und in Ausnahmefällen auch ein Julian Edelmann - durch die Luft seine Magie versprüht macht Belichicks Mannen noch unberechenbarer. In den vergangenen Wochen übernahm in Indianapolis RB Dan „Boom“ Herron immer mehr Spielanteile in Pep Hamiltons Angriffsystem. Als passlastiges Indoor-Team müssen die Colts erst noch beweisen, dass sie kein reiner Schönwetterverein sind.

Ausgeglichen: Die Defenses

Greg Manusky’s Colts Defense überzeugt mit Breite. Der Pass Rush verteilte sich nach dem Saisonausfall von OLB Robert Mathis auf mehrere Schultern. Rookie Jonathan Newsome konnte die meisten Sacks einfahren (6.5). Die Linebacker werden leicht übersehen. Patriots OLB Jamie Collins glänzte im letztjährigen Playoff-Aufeinandertreffen mit einem Sack und einer Interception. Bei den Colts war die gesamte Saison über auf ILB D’Qwell Jackson Verlass, der nach 8 Jahren in Cleveland nun erstmals mit den Colts Playoff-Luft schnuppert. Auf der Cornerback-Position präsentieren sich am Sonntag zwei Pro Bowler mit Vontae Davis von den Colts und Darelle Revis von den Patriots. Beide sind Shutout-Corner in bester Deion-Sanders-Manier.

Schlüsselfaktor: Die Quarterbacks

Andrew Luck ist spätestens nach dem Broncos-Sieg den Fußstapfen seines Vorgängers Peyton Manning entwachsen und schreibt an seiner eigenen Legende. Mit 25 Jahren strebt er den Thron unter den Top-Passgebern an - im selben Alter funkelte bereits ein Super-Bowl-Ring an Bradys Hand. Der Ehemann von Giselle Bündchen ist das Non-Plus-Ultra unter den aktiven Spielmachern. Drei Super Bowl Siege, zweimaliger Super Bowl MVP, jetzt will er zum sechsten Mal gemeinsam mit Bill Belichick in den Super Bowl einziehen. Eine unglaubliche Konstanz zeichnet beide aus. Bereits zum vierten Jahr in Folge stehen die Pats im AFC-Finale. Ihr letzter Trip ins Endspiel liegt allerdings auch schon wieder drei Jahre zurück, als man den NY Giants unterlag. Beide Quarterbacks lieben ihre Tight Ends. Brady und Gronkowski sind „Money-in-the-bank“ - ähnlich wie Stockton und Malone in der NBA. Andrew Luck verfügt gleich über zwei zuverlässige TE-Anspielstationen mit Dwayne Allen und seinem früheren College-Mitbewohner Coby Fleener.

Erwischt Brady keinen guten Tag, könnten die Colts eine Chance haben. Besonders auf Indy’s Pass Rush wird es ankommen: Druck auf Brady ausüben, Gap Control, sichere Tackles, Turnover Battle gewinnen lauten die Schlüssel zum Sieg für den Außenseiter. Gegen die Broncos warf Luck noch zwei riskante Interceptions. Gegen die kaltschnäuzigen Altmeister aus New England werden die Colts mit solchen Fehlern nicht ungestraft davon kommen.

Eine spannende Nachtschicht wird es für die deutschen Football-Fans und beiden Sat.1 ran Kommentatoren Jan Stecker und Frank Buschmann sicherlich werden. Der Münchner Bällchensender überträgt im Free TV das AFC-Finale Sonntagnacht ab 0:40 Uhr live.

Tipp: Ab 20:30 Uhr läuft am Sonntag (18.1.2015) bereits das NFC-Finale Seattle Seahawks vs Green Bay Packers im Lifestream auf ww.ran.de

Dieser Artikel erschien am 15. Januar 2015 auf www.football-aktuell.de

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Dienstag, 13. Januar 2015

Wachablösung in Denver

Der halbe Weg ist für die Colts schon geschafft, die Bengals und Broncos wurden aus dem Weg geräumt. Jetzt wartet ein weiterer harter Brocken im AFC-Finale mit Tom Brady's Patriots. Copyright: instagram.com/colts
Kaum jemand hätte für möglich gehalten, dass Peyton Manning und die abgeklärten Broncos bei einem Heimspiel Probleme hätten mit den jungen Wilden aus Indy. Doch Andrew Luck führte die Indianapolis Colts mit einem 24:13-Sieg über die Denver Broncos in das AFC-Finale nach New England.

Das Mile High Stadium avancierte dabei zur Bühne der Staffelübergabe von einer Colts Legende zur nächsten. Manning - die Verkörperung eines Oldschool-Quarterbacks, der typische Pocket Passer Typ, der die letzten 17 Jahre dominierte - übergab das Zepter an Luck  - einer von vielen Vertretern der Newschool, ähnlich wie Russell Wilson, Colin Kaepernick und Cam Newton ein mobiler Quarterback.

„Auswärts in den Playoffs, gegen so ein starkes Team zu bestehen ist großartig. Es macht auch Spaß“, sagte der Colts Spielmacher anschließend. „Wir haben eine solides Fundament an Spielern und Coaches in diesem Team. Jeder reißt sich den Hintern auf,  damit wir Team-Siege wie diesen einfahren können.“ Mit 27/46 Pässen für 265 Yards und 2 Touchdowns hatte Luck entscheidenden Anteil am Colts Erfolg. Selbst zwei risikobehaftete Interceptions sollten seine Leistung nicht schmälern.

Am Sonntagabend lieferten die Colts eine wahre Teamleistung ab. Indianapolis’ Offensive Line ließ gegen Denvers starken Pass Rush keinen einzigen Sack zu, geschweige denn Quarterback Hits. Aus der Colts Defense stachen Vontae Davis und Greg Toler hervor, welche die Broncos Passempfänger größtenteils abmeldeten. Vor allem der Pro Bowler Davis spielte auf Darelle-Revis-Niveau. Dem Rookie Linebacker Jonathan Newsome gelang ein Forced Fumble gegen Peyton Manning.

Für die restliche Unterstützung sorgte der Broncos Spielmacher höchstpersönlich, in dem er nicht wie er selbst wirkte. Manning beendete die Partie mit nur 211 Passyards und einem Touchdown. In der Mitte des Feldes verfügte er über keinerlei Anspielstationen, Dadurch war die QB-Legende gezwungen, über die Außenseiten zu werfen. Viel zu viele überworfen Bälle pflasterten den Rasen im Mile High Stadion. Etwas weniger als 300 Gesamtyards erlaubte die Colts Defense den Gastgebern insgesamt.

Zum neunten Mal in den Playoffs hieß es am Ende für Manning „one and done“ - genauso so viele AFC Championship Games hat Tom Brady unter seinem Gürtel. Kein anderer NFL Quarterback hat mehr als vier seiner ersten Playoff-Spiele verloren.

Dabei lief für das Heimteam zu Beginn alles nach Plan. Die Broncos Defense machte mächtig Druck durch die Mitte und schickte Luck & Co. mit „three and out“ vom Feld. Denvers erster Drive wurde prompt in Punkte umgewandelt. Begünstigt durch eine Roughing-the-Passer-Penalty, sonst wäre für die Broncos ebenso nach drei Downs Schluss gewesen, bediente Manning gezielt seine beiden Top-Targets TE Julio Thomas mit einen 32-Yard Pass und WR Demaryius Thomas für einen 1-Yard Touchdown zur 7:0-Führung,

Die Colts benötigten bis zum zweiten Quarter bis es erstmals in der Endzone „Boom“ machte. Durch einen 6-Yard Touchdown Lauf von RB Daniel Herron glichen die Gäste zum 7:7 aus. Sein Backfield Pendant Trent Richardson setzte die Divisional Playoffs verletzungsbedingt aus. Somit waren viele Snaps für Herron vorprogrammiert. Nach 141 Gesamtyards in der Vorwoche gegen die Bengals nahm der Rookie RB erneut entscheidenden Anteil am Colts-Sieg mit 23 Läufen für 63 Yards und 8 gefangenen Pässen für 32 Yards.

Im Laufe der ersten Halbzeit erhöhten die Colts ihre Führung auf 14:7 mit einem 3-Yard Pass auf TE Dwayne Allen. Es hätten 3 Punkte mehr sein können, doch völlig überraschend setzte K Adam Vinatieri ein 44-Yard Field Goal rechts am Goalpost vorbei. Kurz vor der Pause verkürzten die Broncos ihrerseits mit einem 45-Yard Connor-Barth-FG auf 14:10.

Im dritten Viertel bauten die Colts ihre Führung auf 21:10 aus mittels Lucks Laser-genauen Pässen auf TE Coby Fleener und WR Hakeem Nicks (15-Yard TD). Dank ihres Running Backs C.J. Anderson blieb Denver zwar weiter auf Tuchfühlung, doch weitere Touchdowns sollten den Herren in orange verwehrt bleiben. Cleveres Zeit-Management und ein geglücktes 30-Yard FG von Vinatieri im letzten Quarter sicherten das Weiterkommen für Indianapolis. Connor Barths 4-Yard FG im Schlussabschnitt war letztendlich nur noch Ergebnismakulatur.

Manning nahm in der Pressekonferenz die Niederlage auf seine Kappe: „Ich spielte nicht gut genug. Ihre Defense zwang uns zu schlechter Execution, aber ich hätte besser spielen können.“

Nun führt der Weg nach Phoenix in der AFC über New England. Die Colts erwartet ein Rematch aus Woche 11, als man mit 22 Punkten Unterschied gegen Bill Belichicks Patriots unterging. RB Jonas Gray hatte damals mit 4 Touchdowns seine Sternstunde.

Denver stehen wohl einige Umwälzungen in der Off-Season bevor. Manning ließ nach dem Playoff-Aus Spekulationen offen zu seinem möglichen Karriereende. Der Trainerstuhl von John Fox ist mächtig am Wackeln. Und Wes Welker, der beste Slot Receiver seiner Generation hat wohl das letzte Spiel im Broncos Trikot absolviert, nachdem er mit mittlerweile 33 Jahren viel seiner Playmaking-Fähigkeiten eingebüßt hat.

Die deutschen Football Fans dürfen sich nun im AFC-Finale auf ein Duell zwischen Patriots OT Sebastian Vollmer und Colts LB Björn Werner freuen. Auch wenn Werner gehandicapt durch seine Schulterverletzung kein Faktor beim Viertelfinalsieg der Colts war. Es ist also bereits sicher, dass zum vierten Mal in der Geschichte ein Deutscher im Super Bowl stehen wird. 1983 und 1985 verlor Kicker Uwe von Schamann mit den Miami Dolphins. 2012 hatte Vollmer gegen die New York Giants das Nachsehen.

Dieser Artikel erschien am 12. Januar 2015 auf www.football-aktuell.de

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Sonntag, 11. Januar 2015

Der "Bär" Werner - Die Sache mit den Spitznamen

Ein Teil meiner gesammelten Björn-Werner-Werke aus der Saison 2014
Deutsche haben es in den USA meist schwierig was Spitznamen angeht, weil sie oft als "Germinator" oder "Kraut" abgestempelt werden. Selbst ein Dirk Nowitzki musste sich anfangs seiner Karriere mit dem Moniker "irk" herumschlagen, weil er keine Defense (D - Fence) spiele - Also gab's auch kein "D" im Vornamen. Aus dem "German Wunderkind" wurde zum Glück der "Diggler" und spätestens mit dem Gewinn der NBA Meisterschaft 2011 "Dirkules". Auch Detlef Schrempf - Anfang der 90er Jahre in den USA der beste deutsche Import seit dem Volkswagen - hatte mit "Det the Threat" einen schlagkräftigen Nickname abbekommen.

In der NFL gibt es aktuell nur ein Dutzend Spieler mit Spitznamen: Megatron, Beast Mode, Revis Island, Big Ben sind die eingängigsten. Für den Berliner Björn Werner platzte in der zweiten Profisaison endlich der Knoten. Seitdem ich 2014 über Werner im HUDDLE, auf www.football-aktuell.de und in der Berliner Morgenpost berichte, versuche ich immer wieder den Spitznamen "Der Bär" zu streuen.

Irgendwann kam mir nachts beim Schreiben die Erleuchtung: Laut Onomastik stammt der Name Björn aus dem Skandinavischen und bedeutet "Krieger" oder "Bär" - okay, das weiß ich natürlich auch aus eigener Erfahrung, aber wollte hier mal ein bisschen mit schlauen Worten um mich werfen. Beim Heimatbesuch im Stade Napoleon der Berlin Adler präsentierte sich Werner in der Off-Season 2014 erstmals mit Vollbart, ähnlich einem Grizzlybär. Und letztendlich stammt Björn gebürtig aus Berlin, mit dem Wappentier... richtig ;)

Jetzt muss ich nur hoffen, dass "der Bär" weiter mit Leistung glänzt, die Colts erfolgreich spielen, eventuell in den Super Bowl einziehen & dann auch TV-Kommentatoren wie Frank Buschmann oder Jan Stecker meinen Krümel aufgreifen, sich der Spitzname herum spricht und festigt. Dann sitze ich mit einem breiten Grinsen im Gesicht vor dem TV: "Und, wer hat's erfunden?!"

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Mittwoch, 7. Januar 2015

Road to Super Bowl XLIX: Wildcard Weekend


Am Wildcard Weekend war in der Berliner Morgenpost mein halbseitiger Colts-Artikel abgedruckt (http://bit.ly/1tHnood). Im Laufe der NFL Playoffs sollen weitere Björn-Werner-Stories folgen.



Diese Insider-Vorschau zu Colts vs. Bengals erschien am 04.01.2015 auf football-aktuell.de:

In Indianapolis sind die Fans extrem verwöhnt. In den letzten 13 Jahren löste Jim Irsays Team 12 mal das Postseason-Ticket. Doch etwas Wehmut ist mit den diesjährigen Playoffs verbunden. Es könnte das letzte Rodeo von WR-Legende Reggie Wayne sein - der zuverlässige Passempfänger wird voraussichtlich nach der Saison seine Hall-of-Fame-Karriere beenden.

Beim Aufeinandertreffen am Wildcard-Sonntag zwischen den Indianapolis Colts und Cincinnati Bengals um 19 Uhr deutscher Zeit stehen die jeweiligen Quarterbacks besonders im Fokus. QB Andy Dalton hat die Bengals zwar in den vergangenen vier Jahren immer in die Playoffs geführt, doch er konnte bisher noch keinen Postseason-Erfolg verbuchen. Im vierten Jahr soll sich das endlich ändern. Auf der Gegenseite steht Andrew Luck unter Druck, mit einer hochtalentierten Offense, den nächsten Schritt nach vorn zu machen.

Mit vier Post-Season Trips in Folge haben die Bengals einen neuen Teamrekord aufgestellt. Zu dumm, dass die Mannschaft von Head Coach Marvin Lewis seit 1990 kein Playoff-Spiel mehr gewonnen hat. Außerdem haben die Bengals noch nie (!) in ihrer Vereinsgeschichte ein Playoff-Auswärtsspiel gewonnen. Allesamt keine guten Vorzeichen für die Raubkatzen.

Die Bengals haben das Problem, dass Dalton in seinen bisherigen drei Playoff-Niederlagen nur 1 Touchdown, aber 6 Interceptions geworfen hat. Ihm wird vorgeworfen, dass er die wichtigen Spiele nicht gewinnen kann. Zudem fällt ihr Star-Receiver A.J. Green weiterhin aus, nachdem er sich in Woche 16 eine Gehirnerschütterung zugezogen hatte. Tight End Jermaine Gresham ist ebenso fraglich (Rücken), womit Mohamed Sanu der verlässlichste, verbleibende Receiver ist.

Einziger Lichtblick für Cincinnati: Sie bezwangen die Colts in zwei der letzten drei Duelle und gegen Gegner mit Playoff-Kaliber offenbarte sich die Colts Defense löchriger als ein Schweizer Käse.

In der regulären Saison führt Indy das Duell mit 17 Siegen zu 10 Niederlagen deutlich an. Das letzte Aufeinandertreffen der beiden Teams fand in Woche 7 ebenfalls im Lucas Oil Stadium statt. Sowohl offense- als auch defensetechnisch lieferten die Colts beim damaligen 27:0-Sieg eine perfekte Vorstellung ab. Bis auf einen verlorenen Fumble spielte Andrew Luck überragend (344 Pass-Yards, 2 TDs, 0 INT). Greg Manuskys Colts Defense hielt Dalton bei nur 126 Pass-Yards und sackte den Bengals Spielmacher vier mal, einmal langte dabei auch der Berliner „Bär“ Björn Werner zu. RB Jeremy Hill spielte damals noch keine tragende Rolle im Bengals Angriff - er kam lediglich auf 15 Laufyards. Hills Knoten platzte erst zwei Wochen später gegen die Jaguars mit 154 Laufyards und 2 Touchdowns.

In der Vorwoche konnten sich die Colts zwar mit dem Aufbaugegner Tennessee warmspielen, doch ganz so rosig sieht es derzeit auch in Indy nicht aus. In den letzten vier Spielen gelang Pep Hamiltons High-Scoring-Offense gerade einmal 19 Punkte pro Partie (zum Vergleich: rund 32 PPG in ersten 12 Spielen). Luck verantwortete in der zurückliegenden Saison 22 Ballverluste (6 Fumbles / 16 Interceptions) - die zweitmeisten in der NFL. Mit 40 fallengelassen Pässen führt der Colts Angriff die Liga mit weitem Abstand unrühmlich an. Alles steht und fällt in Indianapolis mit Lucks Passfeuerwerk. Von Trent Richardsons Laufspiel ist nicht viel zu erwarten. Ihm hat mittlerweile Rookie RB Dan „Boom“ Herron den Rang abgelaufen.

Die große Frage wird lauten: Welcher Quarterback läuft am Sonntagabend heiß und kann sein Team dem Super Bowl einen Schritt näher bringen? In den vergangenen vier Jahren stammte letztendlich drei mal der NFL Champion aus der Wildcard-Runde (2012 Ravens, 2011 Giants, 2010 Packers).

 Nachtrag: Der Spielbericht "Colts nehmen Bengals auseinander" folgte am 05.01.2014 auf football-aktuell.de

Dienstag, 16. Dezember 2014

Bärenstarker Björn Werner gegen Texans

Nach der Fumble Recovery lässt sich Werner von seinen Defense-Mitspielern feiern. Foto: http://instagram.com/colts
Onomastik (Namenkunde) beschäftigt sich mit der Bedeutung, Herkunft und Verbreitung von Namen. Aus eigener Erfahrung weiß ich selbst am besten, dass der Name Björn aus Skandinavien stammt und "Bär" bedeutet. Am vergangenen Sonntag machte der deutsche Outside Linebacker Björn Werner beim 17:10-Erfolg der Indianapolis Colts gegen die Houston Texans seinem Namen alle Ehre. 

Die Colts sicherten sich mit dem Sieg zum dritten Mal in Folge die AFC South Meisterschaft. Gemeinsam mit New England und Denver hat Indianapolis bereits zwei Spieltage vor dem Ende der regulären Saison das Playoff-Ticket gebucht. 

„Dieses Gefühl wird nie alt.“, sagte Colts WR Reggie Wayne in Anspielung auf den Division Titel. „Beim Trainingscamp setzten wir uns Ziele. Der Division Titel war uns erstes Ziel. Das können wir nun abhaken.“  

In völlig ungewohnter Manier präsentierte sich der Colts Angriff bereits in der zweiten Woche in Folge eher ungefährlich. QB Andrew Luck komplettierte nur 18 von 34 Pässe für 187 Yards - sein zweitschlechtester Wert in dieser Saison. Immerhin verwandelte er zwei Touchdown-Pässe, gegenüber einer Interception. Auf der Gegenseite hatten die Texans ebenso mit Problemen im Angriff zu kämpfen. Vor dem Spiel wurden bereits WR Andre Johnson und TE Garrett Graham deaktiviert. Im zweiten Viertel endete die Saison für Spielmacher Ryan Fitzpatrick mit einem Beinbruch. Rookie QB Tom Savage musste übernehmen und war sichtlich überfordert mit der Situation. 

Das letzte Indianapolis Heimspiel 2014 kristallisierte sich somit als Defense-Schlacht heraus. Die Colts Offense wurde von der Texans Defensive Line, hauptsächlich in Person von J.J. Watt, in Schach gehalten. Der Defensive MVP-Kandidat übte mit 7 Tackles, 2 Sacks und einem geblockten Pass permanenten Druck auf Luck aus. Auf der Gegenseite erlaubte die Defensive der Colts keinen einzigen gegnerischen Offensiv-Touchdown! Vor allem der Berliner Björn Werner ragte am Sonntag aus der Verteidigung der Colts heraus. Mit zwei wichtigen 3rd-Down-Stops im ersten Viertel meldete sich Werner zum Dienst. Im Laufe der Partie sollten vier weitere Tackles, davon einer für Raumverlust, eine Fumble Recovery und Quarterback-Sack folgen. 

Der Deutsche stand an dem Tag unter besonderer Beobachtung. Marvin Matt (17) aus Duisburg, Sieger eines Gewinnspiels auf der Björn Werner Facebook Fanpage, durfte auf Werners Kosten in die USA fliegen und das Spiel besuchen. Dass sein Idol so stark auftrumpfen würde und die Colts ihren zehnten Saisonsieg feiern, dürfte das Live-Erlebnis noch unvergesslicher gemacht haben. 

Eigentlicher Star des Abends war aber Colts WR Reggie Wayne, der sein 209. Spiel im blauen Indianapolis Trikot bestritt - eines mehr als Peyton Manning und nun einmaliger Rekordhalter für die meisten Colts-Spiele und die meisten Siege (142). Mit vier gefangenen Pässen für 24 Yards trug Wayne seinen Teil zum Sieg bei. Auch wenn ihm kein Touchdown gelang. Dieses Erfolgserlebnis blieb in dem Spiel einzig WR Hakeem Nicks und TE Dwayne Allen im zweiten Viertel vorbehalten. Im Auftaktviertel sorgte ein Pick-Six von Andrew Luck für die ersten Punkte auf dem Scoreboard. Texans FS Kendrick Lewis fing einen auf Coby Fleener hinterworfenen Pass ab und trug den Ball über 27 Yards zurück in die Endzone. Im Schlussviertel wurden lediglich jeweils Field Goals ausgetauscht. 

„Wir haben hier zur Zeit etwas ganz Besonderes“, sagte Wayne. „Hoffentlich können wir den Erfolg beibehalten und bleiben weiterhin heiß.“ 

Nach 13 Spielen warten die Texans noch immer auf ihren ersten Sieg in Indianapolis. Der Playoff-Traum ist nach der Niederlage für die Texans (7-7) so gut wie geplatzt. Fest steht, dass die Colts (10-4) voraussichtlich am Wild Card Wochenende ein Heimspiel ausrichten werden. Der Gegner am ersten Januarwochenende steht noch nicht fest. Acht Teams kämpfen derzeit in der AFC um die restlichen drei Playoff-Plätze.


Nachtrag: Auf colts.com spricht Björn Werner mit Backup QB Matt Hasselbeck in dessen Rubrik "Xs and Os" über seine besten Aktionen der Saison 2014. Zum Video

Dieser Artikel erschien am 15.12.2014 auf football-aktuell.de